19.12.2015 - Hinrundenrückblick - "Wir sind auf dem richtigen Weg"

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FSV-Präsidiumssprecher Tobias Leege über den angestrebten Aufstieg und den Umgang des Vereins mit Problemen. Ein Bericht vom FSV Medienpartner „Freie Presse“ - erschienen am 19.12.2015

Zwickau. Der FSV Zwickau rangiert in der Fußball-Regionalliga Nordost nach 18 Spielen an zweiter Stelle hinter Spitzenreiter Wacker Nordhausen. Das angestrebte Ziel heißt Aufstieg in die 3. Liga. Über die aktuelle Situation des Vereins, vom sportlichen Erfolg bis zu Störfeuern bei der Außendarstellung, hat sich Thomas Croy mit FSV-Präsidiumssprecher Tobias Leege (38) unterhalten.

Freie Presse: Im Januar 2014 hatte der FSV Zwickau einen Drei-Jahres-Plan vorgestellt, der zum Ziel hat, mit einem verstärkten Kader den Aufstieg in die 3. Liga zu schaffen. Liegt der Verein im Zeitplan?

Tobias Leege: Der Plan beinhaltet ja zwei Schwerpunkte - zum einen die Professionalisierung des sportlichen Bereiches. Da liegen wir richtig gut im Soll. Wir konnten alle Spieler vorzeitig mit Profiverträgen ausrüsten, sodass sie zweimal täglich trainieren können und keiner anderen Arbeit nachgehen müssen. Das war nur möglich dank der Sponsoren, die ihre angestellten Spieler freigestellt haben, damit sie sich auf ihre sportlichen Aufgaben konzentrieren können. Der zweite Punkt ist die Professionalisierung des Managements. Mit Gunnar Findeiß haben wir einen Experten beauftragt, die Vermarktung des neuen Stadions vorzubereiten. Basierend auf seiner Konzeption ist in der Geschäftsstelle die Organisationsstruktur nochmal geändert worden. Wir werden uns ab 1. Januar personell verstärken - im Bereich der betriebswirtschaftlichen Gesamtführung des Vereins.

Hat sich die Umstellung auf Profi-Bedingungen ausgezahlt?

Ja, ich denke schon. Wie die sportliche Leitung uns berichtet, ist der Fitnesszustand im Vergleich zum vergangenen Jahr deutlich besser. Das sieht man auch an den Spielen - wir können mit denen, die ebenfalls unter Profi-Bedingungen arbeiten, mithalten. Insofern sind wir mit unserem System auf dem richtigen Weg. Anders können wir den Aufstieg in die 3. Liga auch nicht erreichen.

In der vergangenen Saison überwinterte der FSV als Spitzenreiter, diesmal mit einem Punkt Rückstand auf dem 2. Platz. Ist die Ausgangslage vergleichbar?

Durchaus. Wir haben sicher den einen oder anderen Punkt liegenlassen. So eine kleine Delle muss man mental erstmal überwinden. In der vergangenen Saison war es unser Ziel, oben mitzuspielen, was uns mit dem zweiten Platz auch gelungen ist. Dieses Jahr wollen wir nach der Spitze greifen. Mit einem Punkt Abstand ist es eine gute Ausgangsbasis für die zweite Halbserie.

Ist die Mannschaft stark genug, oder wird es während der Winterpause eventuell noch Verstärkungen geben?

Wir haben mit 21 Mann keinen sehr großen Kader. Da darf nicht viel passieren. Es gibt sicherlich seitens des Trainerteams den Wunsch, sich auf der einen oder anderen Position noch zu verstärken. Wir werden auch Gespräche führen. Die Frage ist, ob man sich das auch leisten kann. Das würde nur funktionieren, wenn es auch finanzierbar ist.

Die wirtschaftlichen Voraussetzungen für den Aufstieg und die Zustimmung der Mitglieder waren schon dieses Jahr gegeben. Werden die Sponsoren auch weiter zur Stange halten, wenn es 2016 nicht klappen sollte?

Die Sponsoren sicherlich. Sie erkennen, wo die Reise hingehen soll und auch welche Anstrengungen wir unternehmen. Es wäre natürlich ein Start-Ziel-Sieg, wenn wir mit Eröffnung des neuen Stadions auch in der 3. Liga spielen würden. Das wäre eine ganz andere Auslastung. Aber wir haben in den vergangenen fünf Jahren gezeigt, dass es in kleinen Schritten stetig vorwärts geht. Es würde uns wohl niemand übelnehmen, wenn wir das Ziel diese Saison noch nicht erreichen. Zur Mitgliederversammlung am 23. Januar werden wir allerdings nicht nochmal die Frage stellen, ob wir an einem Lizenzierungsverfahren teilnehmen sollen. Ich denke, das ist gesetzt.

Trotz des sportlichen Erfolgs hat der FSV nur einen Zuschauerschnitt um die 1700 Besucher. Carl Zeiss Jena und Babelsberg haben mehr. Warum gibt es keinen spürbaren Zuwachs?

Es gibt eine empirische Studie, für die mehr als 600 Personen befragt wurden - sowohl im Stadion als auch außerhalb. Dabei ging es unter anderem darum, welche Gründe es gibt, zum FSV zu gehen oder nicht. Die aktuelle sportliche Situation spielt offenbar gar nicht die große Rolle. Der entscheidende Grund, nicht zu Heimspielen zu gehen, ist die wenig einladende Sportstätte. Daran können wir im letzten halben Jahr auch nichts mehr ändern.

In den vergangenen Wochen gab es mitunter Probleme bei der Außendarstellung - einerseits provoziert von Trainern des Gegners, aber auch verursacht von hitzigen Reaktionen der eigenen Spieler und Pyro-Aktionen von unbelehrbaren Fans. Das schadet dem Image des Vereins. Wie geht der Vorstand damit um?

Es ist nun mal so, dass Emotionen im Sport eine große Rolle spielen. Aber gleichwohl kann man von einem Spieler erwarten, gerade nach einem gewonnenen Spiel, dass er seine Emotionen im Griff hat, statt sich mit gegnerischen Spielern zu duellieren. Wir sprechen als Vorstand nicht oft direkt zur Mannschaft, aber nach dem Jena-Spiel haben wir es getan. Wir haben ihnen ans Herz gelegt, die deeskalierende Wirkung ihrer eigenen Mitspieler anzunehmen. Da gibt es eine klare Ansage vom Verein. Denn das, was wir uns gemeinsam aufgebaut haben, kann mit zwei solchen Aktionen beschädigt werden. Wir haben es allerdings in Babelsberg auch versäumt, in den Spielberichtsbogen schreiben zu lassen, mit welch diskriminierenden Schlachtgesängen unsere Fans dort begrüßt worden sind. Beim NOFV-Sportgerichtsverfahren spielte dieser Punkt nämlich überhaupt keine Rolle.

Es gab ja den Vorwurf seitens der Fans, dass sich der Verein zu viel gefallen lässt, während der FSV an den Pranger gestellt wird.

Der Vorwurf ist berechtigt. Wir sind bisher halt anders damit umgegangen, weil es kein faires Mittel im sportlichen Wettkampf ist. Doch offensichtlich wird heute auch auf diese Art und Weise gekämpft. Das ist aber nicht unser Anspruch.

Immer wieder gelangen Feuerwerkskörper ins Stadion. Gegen Halberstadt hätte es deswegen beinahe einen Spielabbruch gegeben. Sind die Kontrollen im Sportforum zu lasch?

Das ist ein Problem der Spielstätte. Wir haben das mit den Sicherheitskräften ausgewertet. Das Sportforum steht in der Regel erst am Spieltag, bei Sicherheitsspielen schon ab der Nacht zuvor, unter Bewachung. Da bei Personen- und Fahrzeugkon trollen nichts gefunden wurde, vermuten die Sicherheitskräfte, dass diese Dinge in den Tagen zuvor dort vergraben werden. Dann haben wir das Problem der Identifikation. Wir haben versucht, an Hand des uns zur Verfügung stehenden Bildmaterials Personen festzumachen. Man kann aber niemanden zuordnen, weil die Leute vermummt sind.

Die Übeltäter müssen doch aber wissen, dass sie ihrem Verein mit solchen Aktionen schaden?

Es gibt schon ein Verständnis für die Situation, in die der Verein damit gebracht wird. Aber das führt leider nicht dazu, dass man solche Handlungen unterlässt. Selbst die Aufforderungen unserer Zuschauer in Richtung jener Leute, das doch sein zu lassen, fruchten nichts. Damit hadern wir. Wir werden diese Diskussion trotzdem aufrechterhalten. Es ist ein Geben und ein Nehmen. Solange die Fans das in ihren eigenen Reihen nicht in den Griff bekommen, sind eben besondere Aktionen, wie Choreografien, nicht möglich.

Im August soll das neue Stadion bezugsfertig sein. Gibt es konkrete Überlegungen, wie die Einweihung begangen werden soll?

Es wird zwei Aktionen geben: einen Tag der offenen Tür, den die Stadionbetreibergesellschaft organisiert, und das Eröffnungsspiel, für das wir als FSV in der Verantwortung sind. Wir führen Gespräche mit potenziellen Gegnern, ohne jetzt schon verraten zu wollen, mit wem.

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