14.11.2007 - Zwickauer FSV-Fans empört über hartes Urteil gegen ihren Verein

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Zwickauer FSV-Fans empört über hartes Urteil gegen ihren Verein

Zum Urteil des NOFV-Sportgerichts, wonach dem FSV Zwickau zum Saisonende drei Punkte abgezogen werden sollen. Als Grund für die Bestrafung wurden rassistische Äußerungen gegenüber einem dunkelhäutigen Spieler des Chemnitzer FC beim Oberligaderby am 20. Oktober genannt.

"Gesellschaftliche Probleme"

Das fügt sich aber genau in das Bild, das man als Fan des FSV Zwickau in der jüngeren Vergangenheit langsam aber sicher erhält. Mein Verein wird für Dinge härter bestraft, als das in vergleichbaren Fällen bei anderen Vereinen der Fall ist. Immer wieder auch der Hinweis, das der FSV vorbelastet ist. Wenn in Dresden oder Leipzig regelmäßig und in immer kürzeren Abständen im und am Stadion bürgerkriegsähnliche Zustände zu beobachten und rechtsradikale Äußerungen zu hören und zu sehen sind, werden die Vereine milde, wenn überhaupt, bestraft. Verbunden mit dem Hinweis, die Einflussmöglichkeiten der Vereine wären begrenzt, da es sich um gesellschaftliche Probleme handele. Richtig! Aber warum nur in Leipzig und Dresden und nicht in Zwickau? In Dresden wird sogar ein neues Stadion gebaut, auch weil DFB-Präsident Zwanziger an die Politik appellierte "daran mitzuwirken, das Umfeld einiger sächsischer Spitzenklubs zu verbessern". Und dabei den Stadionneubau in Dresden als Beispiel nannte. Wenn man einen Regionalligisten als Spitzenclub bezeichnen kann, sollte dann ja wohl auch das wirklich marode Westsachsenstadion in Zwickau im Gespräch sein. Warum ist es das aber tatsächlich nicht?

In der Landesliga sehen sich die Vereine aus Bannewitz und Dresden-Laubegast nicht in der Lage, bei ihren Heimspielen gegen Lok Leipzig die Sicherheit zu garantieren. Beim Gastspiel des FSV in Bannewitz im Landespokal gab es außer dem enormen Andrang auf die Imbissstände keinerlei Probleme. Im Gegenteil. Einheimische und Gäste standen friedlich beieinander und unterhielten sich! Die Chaoten aus Leipzig werden mit zwei zusätzlichen Heimspielen belohnt, weil der Sächsische Fußballverband die problematischen Spiele ins Bruno-Plache-Stadion verlegt hat. Man muss nur richtig randalieren, dann klappt's auch mit dem Aufstieg! Ralf Strobelt, Zwickau

"Mit zweierlei Maß gemessen"

Ich finde das Sportgerichturteil schlicht und einfach skandalös. Ich gehe seit 47 Jahren bei Wind und Wetter zum Fußball nach Zwickau. Dieses Urteil ist ein Schlag ins Gesicht jener ehrlichen, treuen Fans, Ordner, Mannschaft, Mannschaftsleitung und Sponsoren, die alle am Verein hängen. Ich weiß nicht, was am 20. Oktober der Spielbeobachter Stumpf dem NOFV mitteilte. Ihm muss wohl entfallen sein, dass nach dem Schlusspfiff der Spieler Sinaba vom CFC gestikulierende und provozierende Gesten von der Spielerbank der Gäste in Richtung Publikum gemacht hat. Seine Mitspieler mussten ihn zurückhalten und vom Spielfeld begleiten. Ich möchte aber feststellen, dass bestimmte Laute gegen dunkelhäutige Spieler zu verurteilen sind. Für die Knaller und Rauchbomben aus dem Gästeblock, die zu einer Spielunterbrechung geführt hatten, bekam der Chemnitzer FC nur 1000 Euro? Geldstrafe, obwohl im Heimspiel des FSV gegen den CFC im vergangenen Jahr ähnliche Vorgänge aus dem Gästeblock erfolgten. Ich frage mich: Sind das keine Wiederholungstäter? Ich habe den Eindruck, dass beim NOFV mit zweierlei Maß gemessen wird. Dieter Keller, Crimmitschau

"Am Ziel vorbei geschossen"

Bei besagtem Spiel war ich anwesend und habe nichts von rassistischen Dingen gehört. Ich möchte solche Sachen auf keinen Fall gut heißen. Aber was kann ein Verein dagegen machen? Problematische Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden zu lassen, wäre nicht Sinn und Zweck der Sache. Es gilt auch zu beachten, dass bei jenem Spiel 4000 Zuschauer da waren. Sonst sind es 1500. Es gibt etliche Leute, die kommen vielleicht zu zwei Spielen in der Saison, also interessieren sie der Verein und die aus ihren Handlungen folgenden Konsequenzen recht wenig. Von denen wird es wohl ausgegangen sein. Natürlich muss der NOFV reagieren, nur ist man hier total am Ziel vorbei geschossen. Eigentlich ist es fast schon ein Armutszeugnis, wenn man darauf mit Punktabzug reagiert. Eine Geldstrafe hätte vollkommen ausgereicht. Auf das Plakat "Perverse Menschenfresser" zu sprechen zu kommen: Das hängt schon Ewigkeiten im Stadion, und ich kann daran nichts Schlimmes erkennen, was solch eine Reaktion des NOFV begründen würde. Wie kann der NOFV zu so einem brisanten Spiel einen so unerfahren Schiedsrichter stellen? Ich werde ich das Gefühl nicht los, dass gewisse Personen im NOFV immer noch so handeln wie damals, als der BFC Dynamo zum DDR-Meister gemacht wurde. Wäre ganz interessant, wenn man diese Leute vielleicht auf ihre Stasi-Vergangenheit durchleuchten würde. Oliver Türke, Vielau

(Quelle: Freie Presse vom 14.11.2007)

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