02.01.2008 - Interview mit Peter Keller, Trainer des abstiegsbedrohten Fußball-Oberligisten FSV Zwickau

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Interview mit Peter Keller, Trainer des abstiegsbedrohten Fußball-Oberligisten FSV Zwickau

Dem FSV Zwickau wurde zu Beginn dieser entscheidenden Fußball-Oberliga-Saison durchaus der Clou zugetraut, mit um den Aufstieg kämpfen zu können. Platz 14 zur Winterpause machen jedoch derzeit an der Zwickauer Halde Sorgenfalten. Wieder einmal steht ein Stück harter Arbeit an, den Verein, seine Fans, Gönner und Sponsoren zu festigen beziehungsweise zu beruhigen.

In dieser schwierigen Situation stellte sich Trainer Peter Keller den Fragen unseres Mitarbeiters Udo Hentschel.

Der FSV überwintert im unteren Tabellenviertel, weit ab vom Saisonziel, dass nun heißt...?

...nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben, in der Rückrunde an gute Leistungen wie gegen Chemnitz oder Jena anzuknüpfen und eben auch endlich Dreier einzufahren.

Wo sind die Ursachen für den gegenwärtigen Tabellenplatz zu suchen? Es fehlen herausragende Leistungsträger, die in schwierigen Situationen das Spiel an sich reißen und das Team nach vorn peitschen können. Sechs bis sieben wichtige Dauerverletzte fehlten für die Beständigkeit der Mannschaft.

Welche individuellen Schwachpunkte sieht der Trainer?

Das Selbstbewusstsein der Truppe ist gut. Auch das Potenzial an sich. Es muss das so wichtige Ineinandergreifen der einzelnen Mannschaftsteile verbessert, das technisch-taktische Verständnis füreinander intensiver verinnerlicht werden.

Ist der zur Amtsübernahme angemahnte „konditionelle Knacks“ überwunden?

Körperlich denke ich ja. Aber jeder weiß, dass Kondition auch bei einem Oberligaspieler, und erst recht in einer so schwierigen Situation, einen nicht zu unterschätzenden mentalen Aspekt hat. Im Kopf muss klar sein, zu welcher Leistung man fähig ist, um sie auch abrufen zu können.

Dem zum Teil gezeigten Kampfgeist steht demnach die spielerische Verunsicherung gegenüber?

Die Spieler müssen sich stets aufs Neue Erfolgserlebnisse erarbeiten, was im täglichen Training beginnt. Oberstes Gebot sind dabei Disziplin und Pflichtgebot. Das muss allen Beteiligten in Fleisch und Blut übergehen. Nur wer sich im Training ausreizt, kann das auch im Spiel. Im Idealfall trifft das auf den gesamten Kader zu – spielen können aber nur elf. „Im Spiel“ heißt nicht unbedingt in der ersten Mannschaft. Über eine starke Zweite, die mindestens in der Oberliga bereits verfügbar sein muss, erklärt sich zum Beispiel ein gesunder und notwendiger Leistungsdruck von selbst.

Hat dahingehend der Trainer seine Ziele im mentalen, allgemeinen und Fitness-Bereich erreichen können?

Es ist in der Vergangenheit nicht unbedingt alles geradlinig verlaufen. Das ist erkannt, wird verändert. Dauerverletzte und wichtige Köpfe sind wieder im Kader. Die zweifelsohne vorhandenen Reserven der Kämpfer- beziehungsweise Techniker-Typen können nun immer besser ausgereizt werden. Die Mannschaft erarbeitet sich viele gute Chancen. Aber wie allen Teams fehlt auch uns ein echter Knipser – und Miro Klose gibts eben nur ein Mal. Wenn jedoch jegliches Potenzial bedingungslos abgerufen wird, kehrt auch der bis dato verloren gegangene Heimnimbus wieder zurück. Bestes Beispiel dafür ist Danny Moses: plötzlich im Sturm eingesetzt, hat er sich damit identifiziert und gut eingeschlagen, ist nun eine Alternative. Spieler aus der Zweiten werden mehr und mehr herangezogen.

Wohin geht nun der Weg des Zwickauer Fußballs?

In allen Belangen muss Kontinuität erreicht werden. Das braucht Zeit, den Verein in der Oberliga gefestigt gut zu platzieren, Spieler aus der Region mehr und mehr an den Verein zu binden, sich der guten Nachwuchsarbeit zu besinnen, zwischen erster und zweiter Mannschaft eine Synthese zu erlangen. Das Potenzial ist vorhanden. Tugenden und Qualität müssen sich durchsetzen. Schnellschüsse sind dabei tödlich. Ruhe, Über- und Weitsicht sind dafür die Basis, die mittlerweile zu spüren ist.

Ist da eine „Peter-Keller-Theorie“ für die Zukunft des Fußballs an der Zwickauer Halde zu erkennen?

Mit Sicherheit – eine solche Theorie hat doch jeder Trainer, jeder, dessen Herz für den Fußball einer Stadt schlägt. Aber daran muss noch gefeilt werden, ehe sie auf breiten Schultern und festen Füßen praktikabel sein kann.

(Quelle: Vogtland-Anzeiger vom 02.01.2008)

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