01.Runde, Hinspiel im Europapokal der Pokalsieger 1975/1976: Panathinaikos Athen vs. BSG Sachsenring Zwickau 0:0

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Spielbericht

Zwickau ließ sich nicht ins Bockshorn jagen

Für das 0:0 unseres dreifachen FDGB-Pokalsiegers in Patras gab es ein Dutzend einleuchtender Ursachen und mehr. Bei perfekten Überraschungen (siehe das letzte Pokalfinale gegen Dynamo Dresden) verhält es sich ja zumeist so und nicht anders. Wer aber hatte Zwickau schon gegen Panathinaikos eine derartige Überraschung zugetraut (von Superoptimisten einmal abgesehen). Leiser Zweifel regte sich hier und da schon. Ob berechtigt oder nicht, steht auf einem anderen Blatt.

In die Zwickauer Landschaft passte allerdings Zaghaftigkeit, Ängstlichkeit noch nie. Weil Sachsenring wohl nie zur Selbstüberschätzung neigte, beging die Elf auch höchst selten die Torheit, einen ihrer Konkurrenten auf die leichte Schulter zu nehmen, Egal welcher Klasse, welcher Güte. 26 Jahre Oberliga-Zugehörigkeit, zwei Titel und drei Pokalsiege belegen es. In fachmännischer Arbeit über drei Jahrzehnte hinweg, fanden stets auch relativ Namenlose zu den vorhandenen Strategen, fanden sich zur gutklassigen Leistung, prägte sich insgesamt eine synchrone Stilauffassung; im gedanklichen, spielerischen, kämpferischen. Deshalb auch heuer der beeindruckende Saisonstart. Deshalb der Mut, sich im dritten EC-II-Anlauf (nach 1963 und 1967) auch von Panathinaikos nicht ins Bockshorn jagen zu lassen. Sollte sich Zwickau (bisher 4 EC-Spiele; 1 S,1 U, 2 N bei 1:3 Toren) etwa von der wesentlich besseren, weil auch langjährigeren EC-Bilanz des elffachen griechischen Meisters (37 Spiele, 11 S, 9 U, 17 N bei 42:54 Toren) schrecken lassen ?

Respekt („Unnötig viel“, so der Bulgare Nedelko Donski, UEFA-Beobachter in Patras) hatten die Gäste. Keine Frage. Aber sie führten auch Vorzüge auf dem Rasenteppich („Nach dem, was ich vom Olympia-Qualifikationsspiel in Athen her kannte, glaubte ich meinen Augen nicht zu trauen“, so Jürgen Croy), die Panathinaikos sichtlich schockierten. Denn Sachsenring bot

1. keine Mann-und-Maus-Defensive, vielmehr eine geschickte Synthese von kompromisslosem Abwehr- und raumgreifendem Angriffsspiel, wenn die Situation es zuließ. „Bei der konditionellen Verfassung der Griechen, ihrer mangelnden Spielfitneß, hatten wir keinen Grund zur Ängstlichkeit“ erläuterte Karl-Heinz Kluge. Ein optisches Übergewicht, vornehmlich in der ersten Halbzeit, mussten die Westsachsen den Athenern zwar überlassen. Ein spielentscheidendes bei 40 Grad Hitze jedoch niemals.

2. eine Routine eine Souveränität seiner spieltragenden Achse (Croy, Henschel, Dietzsch), die Panathinaikos oft genug in hilflose Verzweiflung trieb. „Die engere Abwehr kam zwar mitunter nicht zur Ruhe, aber Fehler ließ sie sich kaum zu Schulden kommen “, lobte Sektionsleiter Dieter Bretschneider. „Gegen Zwickaus raumverengendes Stellungsspiel verblasste unsere technische Vitalität.“, Aymore Moreiras Resignation, die Herausnahme des kopfballstarken Antoniadis sprachen Bände.

3. eine taktische Cleverneß im Mittelfeld, für die vornehmlich Dietzsch und Henschel verantwortlich zeichneten. Als nämlich Panathinaikos mit schwindenden Kräften nur noch kopflos Gewaltakte praktizierte, brach Zwickaus beste Zeit an. Dietzsch, Henschel, der oft nach vorn prellende Stemmler und Leuschner („Was war ich froh, nach vierteljähriger Verletzungspause endlich wieder dabei zu sein“) hielten die Bälle. Tempo- und Rhythmusvariationen, blitzschnelle Konter unterminierten die Kampfkraft der Griechen vollends. „Die Zeit lief uns davon. Am Schluß mussten wir noch zwei-, dreimal bangen“, gab Panathinaikos-Kapitän Dimitriu unumwunden zu.

Gewiß, Panathinaikos mit nur vier Spielern (Gonios; Dimitriu, Vlachos, Georgevic), die gute Klasse verkörperten, besaß nicht mehr das Format der EC-I-Endspielelf von 1971. Doch das sei unbedingt noch hinzugefügt: Sachsenring spielt zum Beispiel daheim „gegen Magdeburg und Dresden viel besseren Fußball, als am vergangenen Mittwoch“ (nach Peter Henschel). Um so bemerkenswerter das respektabnötigende 0:0. Um so besser die Ausgangsposition für das Rückspiel – wenn auch der Angriff (was er in Patras nicht tat) Funken sprüht!

(Quelle: Die neue Fußballwoche; Autor: Günther Simon)

Tore

Fehlanzeige

Aufstellungen

Panathinaikos Athen: (Trainer: A. Moreira)

Konstantinou, Kapsis, Karamanlis, Gonios, Vlachos, Dimitriu, Livathinos, Georgevic, Grammos (46. Papadimitriu), Antoniadis, (62. Ikonomou), Vacadis

BSG Sachsenring Zwickau: (Trainer: K.-H. Kluge)

Croy, H.Schykowski, Stemmler, Henschel, Reichelt, Braun, J.Schykowski, Dietzsch, Blank (79. Schwemmer), Bräutigam (46. Leuschner), Nestler

Schiedsrichterkollektiv

Gussoni, Lanzetti, Longi (alle Italien)

Zuschauer

13.468

Spielort

Panachaika-Stadion, Patras

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