10.11.2002 - Denkwürdige Partie bringt Halde zum Beben
Spitzenspiel der Fußball-Oberliga: FSV Zwickau besiegt 1. FC Magdeburg mit 3:2 (1:0) - Leidenschaftlicher Einsatz begeistert Zuschauer
Zwickau. Was für ein denkwürdiges Spiel! Da war doch wirklich alles drin, was das Blut des Fußballfans in Wallung bringt. Eine klasse spielende und leidenschaftlich kämpfende FSV-Elf, viele Tore, ein Platzverweis, der keiner war, und ein Strafstoß-Geschenk für die Gäste ließen die Halde erbeben. Emotionen pur. Weder der Herbststurm, der mit heftigem Wind und Regen durchs Rund peitschte, noch die Fehlentscheidungen des Schiedsrichters konnten den Fans die gute Laune verderben.
"Denn die waren stolz auf ihre Mannschaft. Der FSV hat seinen Anhängern in dieser Saison schon eine Menge Freude bereitet. Mit dem verdienten 3:2 (1:0)-Sieg über den 1. FC Magdeburg, der dem ehemaligen Europacupsieger sogar noch schmeichelt, hat Robby Doege sein Meisterstück abgeliefert. Und der neue Co-Trainer Bernd Tipold konnte sich keinen besseren Einstand wünschen.
Der FSV setzte klar die Akzente. Nach Flanke von Weiß hatte Düring per Kopf die erste Chance (3.). Vier Minuten später die nächste Gelegenheit für Björn, diesmal nach schöner Vorarbeit von Böckel, doch der FCM-Torhüter wehrte ab. Auch Böckels Schuss von der Strafraumgrenze, den Arzt noch abfälschte, sah den Gästeschlussmann auf dem Posten (21.). Als Kapitän Köcher das Leder aus der Distanz an die Latte schmetterte und Arzt im Nachsetzen zur Führung traf, war Burmeister jedoch machtlos (22.). Sein Gegenüber Mewes machte mit Glanzparaden die zwei besten Möglichkeiten der Gäste von Kühne (5.) und Schulz (30.) zunichte. Auch nach der Ampelkarte für Böckel, dem der Frust über seine ungerechtfertigte Herausstellung (41.) Tränen in die Augen trieb, ließ sich der FSV nicht von seiner Offensivtaktik abbringen. Weiß hätte noch vor der Pause das 2:0 erzielen können, legte sich den Ball aber zu weit vor (45.).
Grenzenloser Jubel, als Geburtstagskind Chudzik sechs Minuten nach Wiederbeginn den Ball in die Maschen jagte. Imponierend, wie die Zwickauer in Unterzahl fighteten! Der verwandelte Elfmeter von Kreibich zum Magdeburger Anschlusstreffer (54.) und die falsche Vorteilsauslegung von Referee Kaiser beim glänzenden Solo von Gerloff, der sich gegen zwei Mann durchgesetzt hatte (58.), stachelten den FSV bloß weiter an. Zwickau spielte wie entfesselt, erntete Szenenapplaus von den Rängen. Verdienter Lohn das 3:1 durch "Super-Mario" Weiß (62.). Danach erarbeiteten sich die Platzherren Chancen wie am Fließband: Papp (65.), Gerloff (68.) und Weiß (70.) hätten den Sack zubinden können, ja müssen.
"Wir haben es versäumt, den entscheidenden Dolchstoß zu versetzen", war das Einzige, was Trainer Doege bemängeln konnte. Durch das 3:2 von Banser (76.), der gar nicht auf dem Spielberichtsbogen stand, witterte der FCM noch mal Morgenluft. Doch mit tollem Teamgeist und bedingungslosem Kampf um jeden Meter überstand Zwickau auch die Schlussoffensive der Gäste.
Das Spitzenspiel hielt, was es versprochen hatte. Der angepeilte Zuschauer-Saisonrekord wurde zwar um 131 Besucher verfehlt. Aber alle, die am Sonnabend nicht im Westsachsenstadion waren, sind selber dran schuld. Sie haben die beste Zwickauer Saisonleistung verpasst. Das war Werbung für den Fußball!
Auch Christoph Franke, Trainer von Dynamo Dresden, zeigte sich beeindruckt von der mitreißenden Vorstellung. Vielleicht wollte er schon mal sehen, gegen wen seine Mannschaft in der nächsten Saison spielen muss.
So geht's weiter: Nächstes Auswärtsspiel: am 16. November, 13.30 Uhr, beim FV Dresden-Nord. Nächstes Heimspiel: am 23. November, 14 Uhr, gegen VfB Leipzig.
(Thomas Croy Freie Presse)