19.01.2017 - Zwischen Kalthalle und heißem Start

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Fußball-Drittligist FSV Zwickau trotzt dem Winter mit Training auf Kleinfeld-Kunstrasen. Trainer Torsten Ziegner hofft auf zwei Neuzugänge. Ein Artikel des FSV Medienpartner „Freie Presse“ (geschrieben von Thomas Prenzel)

Falls es bei jemandem Nachholbedarf in der Frage, wie man eine "Herkulesaufgabe" definiert, geben sollte, kann der getrost beim FSV Zwickau nachfragen. Samstag in einer Woche muss der Vorletzte in der 3. Fußball-Liga zum heißen Rückrundenauftakt gleich voll da sein. Denn was eine Niederlage gegen Schlusslicht FSV Mainz II praktisch bedeuten würde, kann sich jeder ausmalen. Die Bedingungen allerdings für eine vernünftige Vorbereitung auf dieses extrem wichtige Match sind für Trainer Torsten Ziegner und seine Männer - freundlich formuliert - bescheiden. Ein beräumter Rasenplatz ist in Zwickau weit und breit nicht in Sicht, sodass auch die Generalprobe, die am Samstag in heimischen Gefilden gegen Neugersdorf über die Bühne gehen sollte, infrage steht.

"Letztlich dürfen Bedingungen kein Alibi sein. Am 28. Januar sind wir in der Pflicht. Wir wissen, dass der Auftakt und die nächsten Spiele gegen unmittelbare Konkurrenten eminent wichtig sind", skizziert Ziegner die Lage. Mit hochgezogenem Kragen und tief über die Ohren sitzender Mütze gibt er momentan die Hinweise an seine Spieler, die er meistens in der Kalthalle am Westsachsenstadion auf einem Kleinfeld-Kunstrasen trainieren lässt. Dort sind zwar fußballspezifische und taktische Elemente schwer zu simulieren, da der Ball auf natürlichem Rasen anders rollt und Klein- und Großfeld eben einen Unterschied ausmachen. Doch Abwehrrecke Robert Paul sagt auch: "Um diese Trainingsmöglichkeit würden uns andere Teams sicher beneiden. Wir haben uns damit arrangiert", meint der 32-Jährige. Der Routinier hat im Verbund mit Ronny König (33) momentan das Kapitänsamt des noch pausierenden Toni Wachsmuth (Bauch-OP) übernommen. Paul hält das für selbstverständlich: "Ist doch klar, dass wir Alten jetzt gefordert sind. Wir wollen die Truppe zusammenhalten."

Und in dieser Truppe würde Torsten Ziegner am liebsten noch diese Woche zwei Neue begrüßen. Einen Innenverteidiger und einen zentralen Mittelfeldspieler will der Coach schnellstens verpflichten. Mit beiden Profis ist sich Ziegner nach eigener Aussage per Handschlag einig. Verpflichtet können die Spieler aber erst werden, wenn der DFB den verhängten Transferstopp aufhebt. Laut Vorstandssprecher Tobias Leege sei es denkbar, dass der FSV schon vor dem Stichtag am kommenden Montag die entsprechenden Unterlagen beim DFB einreicht und nachweist, dass die prognostizierte Etatlücke von 411.000 Euro geschlossen werden konnte. Am Dienstag hatte der Verein einen noch fehlenden Betrag von 40.000 Euro kommuniziert. "Ob es dann ein oder zwei Neuzugänge werden sollten, hängt noch von Gesprächen ab", sagt Leege zur aktuellen Lage.

Im zentralen Mittelfeld ist der FSV mit René Lange und Davy Frick, der gegen Mainz gesperrt ist, dünn besetzt. Die Namen seiner Wunschspieler wollte Ziegner am Mittwoch nicht nennen. Fest steht, dass der in den Medien spekulierte Wechsel von Innenverteidiger Steffen Puttkammer (1. FC Magdeburg) nach Zwickau nicht zustandekommt. Und fest steht auch, dass Ziegner neben einem Abwehr- und einem Mittelfeldmann gern noch eine Alternative für das Duo König/Nietfeld im Angriff hätte. Zwar sind Oliver Genausch und Aykut Öztürk wieder ins Mannschaftstraining eingestiegen. Doch nach Kreuzbandverletzungen und langen Pausen brauchen die Stürmer Spielpraxis und Zeit, um in Topform zu kommen.

Zeit, die der FSV Zwickau nicht hat. Mit Mainz II, Bremen II und Wehen Wiesbaden treffen die Westsachsen in den ersten vier Rückrundenpartien auf drei Kellerkinder der Liga. "Da müssen wir alles raushauen, als Mannschaft zusammenstehen und an uns glauben", gibt Ersatzkapitän Paul die Richtung vor. Dabei ist es ihm egal, ob noch ein, zwei oder drei Neue kommen. "Wir haben die letzten fünf Punktspiele auch ordentlich absolviert", sagt der Linksfuß und hofft, dass zu den nur vier Siegen in 19 Hinrundenpartien schnell weitere dazukommen. Ausgerechnet beim höchsten, dem 4:0-Erfolg über Regensburg, trug Marcel Gebers die Kapitänsbinde. Der 30-Jährige hat sich inzwischen dem Viertligisten Meppen angeschlossen und öffentlich gegen Torsten Ziegner ("Der schlechteste Trainer, den ich je hatte") nachgetreten. Für Zwickaus Coach kein Problem: "Er hat den Sprung in die 3. Liga nicht geschafft. Da ist es legitim, dass wir die Möglichkeit suchen, einen besseren Spieler zu kriegen", sagt Ziegner und fügt an: "Dass Marcel seine Unzufriedenheit mal rauslässt, damit kann ich gut leben."

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